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1. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 254

1864 - Leipzig : Teubner
254 Die Slawen. genannt, welche Personificationen der Sonne nach verschiednen Seiten des Wesens hin gewesen zu sein scheinen: Jütrabogk der Morgengott, Wit der Wochengott (daher mit sieben Köpfen gebildet), Tri gl aff (Triglav) der Tagesgott (dreiarmig wegen der drei Hauptzeiten des Tags). Weithin Verehrung hatte Svantewin), dessen berühmtestes Heiligtum auf dem Vorgebirge Arkona in Rügen stand. Man sah in ihm den Spender jedes Glücks, besonders auch der Fruchtbarkeit, aber auch den Kämpfer und Sieger, der auf weißem Roß in der Nacht über die Erde sprengt. Ein hochgefeierter Götze war der Kriegsgott Rade gast, in dessen Heiligtum bei Rhetra^) die Leutitzeu ihre Kriegszeichen niederlegten und mit dem Bild des Gottes dann zum Kampf abholten. Den Preußen gehörte als Stammgott der wilde Donnerer Perun (Perkun, Perkunos) an. Bei den offnen Opferhainen, welche wie bei den Germanen die ältesten Cultusstätten waren, wurden bald Tempel errichtet, so weit unsere Kunde reicht, von Holz, aber nicht ohne reichen Schmuck. Hielt mau doch dafür, daß den Göttern Anteil an allem gebüre, weshalb ihnen von allen Erträgen, selbst vom Handel Abgaben gebracht wurden. Zu dem Anteil an der Kriegsbeute gehörten auch Kriegs- gefangue, dergleichen dann häufig an den Altären des Radegast und des schrecklichen Gottes Pripegala geschlachtet wurden. Nichts begann man, ohne den Willen der Götter befragt zu haben, und zahlreich waren die Mittel Orakel zu suchen. Der Wein in dem Horn, welches die Götterbilder in der Hand hielten, das Springen des freigelassnen dem Gott geweihten Rosses, Erscheinungen auf der Oberfläche von Seen und vieles dergleichen wurden benützt des Volks Sinn wie zu ermutigen und zu befeuern, so zu ängstigen und zu demütigen. Natürlich war bei solchem Aberglauben der Ein- fluß der Priester höchst ausgedehnt und gewaltig, so daß sie bei einigen Stämmen sogar die über alles gebietende Obrigkeit waren. Wie alle Heiden, hiengeu die Slawen vor allem am irdischen Leben. Wurden die Greise schwach oder raubte Krankheit den rüstigen Gebrauch der Glieder, dann galt Selbstmord als berechtigt, Tödung durch die nächsten Verwandten als Wol- that. Wie jedoch ein Jenseits für sie existierte, aber das Leben dort nur eine Fortsetzung des irdischen war, können wir daraus schließen, daß in den aus Erde aufgeworfnen Grabhügeln neben den Urnen, in welchen die Asche der verbrannten Leichname geborgen wurde, sich auch Gerätschaften und Schmucksachen als Mitgaben finden. 4. In den Landschaften, welche sie einnahmen, bauten sich die Slawen besonders an den Flüssen hölzerne Häuser und begannen Ackerbau, Vieh- zucht und Fischfang zu treiben. Für Fälle der Gefahr errichteten die Um- wohner sich dann einen Ring oder eine Burg (Gardtje), ihre Habe darin zu bergen. Wie bei den alten Deutschen war Raub eine Lieblingsbeschäftigung, selbst dann noch, als sie bereits Handwerke (namentlich Wollwebereien) gelernt und im Handel, selbst in der Schifffahrt Geschicklichkeit gewonnen hatten. Zunächst bildete die Familie auch hier die Grundlage des Staats, und härter als bei den germanischen Stämmen übte der Hausvater über Leben und Tod aller Angehörigen die unbedingteste Gewalt. Da die Frauen nur Sklavinnen des Mannes waren, Vielweiberei aber eher für das Gegen- 1 1) Der Name Wit ist also darin mit enthalten und so eine besondere Auf- fassung desselben Gottes fast constatiert. Übrigens winde Svantcwit mit vier nach allen ©eiten gerichteten Köpfen und Gesichtern abgebildct. — 2) Die Lage des Orts ist noch nicht bestimmt. — 3) Dies Wort findet sich daher sehr oft als Endung von Ortsnamen.

2. Die alte Geschichte - S. 69

1861 - Eisleben : Reichardt
69 die mächtige Zenobia, Königin von Palmyra.x) Wird in Kleinasien ermordet. 284—305 Diocletianus. Er führt orientalischen Despotismus und Hofhaltung ein, läßt sich Herr und Gott nennen. Um das Reich kräftig zu schützen, nimmt er den Maxim ianu s zum Augustus (Mitkaiscr) an (285), beide ernennen den Galerius und Constantius Chlorus(292) zu Cäsaren (Thronfolger und Mitregent). Das Reich in 4 Theile getheilt. 305 Diocletian und Maximian legen die Herr- schaft nieder. Ersterer zog sich in's Landleben zurück und starb zu Salona in Dalmatien. Letzterer warf sich bald wie- der in Rom zum Herrscher auf, ebenso fein Sohn M a x e n t i u s. 396—337 Constantinus (der Große). Er folgte seinem Vater Constantius Chlorus als Augustus zu einer Zeit, in welcher das Reich 6 ein- ander bekriegende Kaiser hatte, die sich theils unter einander aufrieben, theils von Constantin besiegt werden. 312 Maxentius von Constantin an der Milvischen Brücke besiegt. Wunderbare Erscheinung des Kreuzes: In diesem Zeichen wirst du siegen! Das Mailänder E^ict gewährt dem Christenthum Duldung im ganzen Reiche. 324 Durch Besiegung seines mächtigen Gegners Licinius^) wird Constantin Alleinherrscher. Das Christenthum wird zur Staatsreli- gion erhoben. Byzanz, jetzt Con staut in opel genannt, wird Residenz. Constantin laßt sich kurz vor seinem Tode taufen. 337 Auf Constantin d. Gr. folgen seine Söhne Constantin kl, Constantius und Constans. Sie führen blutige Kriege um die Herrschaft, worauf der grausame Constantius allein regiert (bis 361). 361—363 Fl. Julianus (Apostat«, der Abtrünnige). x) Stadt in einer Oase der syrischen Wüste. Die Ruinen Palmy- ra's erregen noch jetzt die Bewunderung der Reisenden. y) Bei Adrianopel und bei Chalcedon.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 55

1861 - Münster : Coppenrath
T — 55 — glänzende Versprechungen von Karl gewonnen war, trat dem Bunde gegen Frankreich bei. Den vereinten Anstrengungen so vieler Kräfte war Franz nicht gewachsen. Der Kaiser nahm durch seinen Feldherrn Pescara und durch Georg von Freundsberg, den tapferen Führer deutscher Lands- knechte, Mailand und Genua ein und vertrieb die Franzosen aus Italien. Und als Franz sich zu seiner Wiedereroberung rüstete, trat der Herzog Karl von Bourbon, ein Vetter des Königs von Frankreich, den dieser beleidigt hatte, zum Kaiser über. Der Feldzug der Franzosen mißlang. Auf dem Rückzug fiel auch Bayard, „der Ritter ohne Furcht und Ta- del". Jetzt machten die Kaiserlichen, auf Bourbon's Rath einen Einfall in das südliche Frankreich; dieser jedoch mißlang. Da faßte Franz neue Hoffnung. An der Spitze seines Heeres, brach er selbst nach Italien auf, nahm fast ohne Widerstand Mailand ein und belagerte dann das feste Pavia. Schlacht bei Pavia (1525*). — Inzwischen waren die Kaiserlichen zum Entsätze herangekommen und erfochten hier den glänzendsten Sieg. Das ganze Heer der Franzosen und ihrer Hülfstruppen lösete sich in wilde Flucht auf. Mitten im Getümmel hielt der König, muthig wie immer, festen Stand. Er war zweimal im Gesichte und einmal an der Hand leicht verwundet, sein Pferd unter ihm getödtet worden; und den- noch wollte er sich den Spaniern nicht ergeben, die ihn um- ringten. Zum Glück erkannte ein französischer Edelmann in Bourbon's Diensten seinen König und rief den edlen Lannoy, den Vicekönig von Neapel, herbei. Dieser küßte knieend des Königs Hand, empfing dessen Schwert und überreichte ihm sein eigenes, weil, sagte er, es sich nicht geziemt, daß ein so großer König vor einem Unterthan ohne Waffen steht. 'Franz ward gefangen nach Madrid abgeführt. Hier Unterzeichnete er nach elfmonatlicher Gefangenschaft einen harten Frieden, *) Gleichzeitig die Schlacht bei Frankenhausen, welche dem Bauernkriege in Deutschland ein Ende machte.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 23

1861 - Münster : Coppenrath
23 Turniere zu Worms erschien einst ein französischer Ritter, Claude de Barre, von riesenartiger Größe und forderte hier die ersten deutschen Ritter auf das Keckste zu einem Zwei- kampfe heraus. Lange mochte es keiner wagen, mit diesem Goliath in die Schranken zu treten; da kam in glänzender Waffenrüstung mit geschlossenem Visir ein Ritter herange- sprengt und warf nach kurzem Kampfe zum Erstaunen Aller den Franzosen aus dem Sattel in den Sand dahin. Und als nun der Sieger das Visir aufschob, da erkannten Alle den Kaisersohn. Alle jubelten, die ganze Nation rechnete sich die Ehre des Sieges zu. Schon in der Jugend schien für seinen Muth keine Gefahr zu groß. Den Gemsen kletterte er mit Gefahr seines Lebens bis auf die steilsten Felsenspitzen nach, eben so unerschrocken ging er mit seinem Speere auf die Bären loß. — Immer voran, wo cs Deutschlands Ehre galt, bildete er auch den Mittelpunkt einer großen geistigen Thä- tigkcit. Die ersten Dichter und Künstler waren von ihm hoch geehrt. Er war ihr Freund, ihr Förderer. Dazu war er ein Jüngling von außerordentlicher Schönheit der Gestalt und ungemeinem Liebreiz der Sitten. Sein offenes und gefälliges Wesen zog Aller Herzen an; auf ihn richteten Alle ihre Hoff- nung. Maximilian täuschte diese Hoffnung nicht; jedoch würde er für Deutschland unendlich mehr haben thun können, wäre er nicht so oft in auswärtige Kriege verwickelt worden. Um Italien stritten unter sich die Könige von Frankreich und Spanien, bis es jenem gelang, Mailand, und diesem, Neapel zu bekommen. Von allen diesen Kriegen, in welche er unauf- hörlich verflochten wurde, zog er keinen Vortheil, weil er, zu gerade und ehrlich, jenen Königen an List nicht gewachsen war. Auch ging er nicht haushälterisch genug mit dem Gelde um. Er verschwendete es oft zur Unzeit; und gerade dann, wann er es am nöthigsten hatte, fehlte es ihm; ebendeshalb mißlangen viele seiner Unternehmungen. Uebrigens hat Deutschland diesem Kaiser viele nützliche Anstalten zu verdanken. Er war es, welcher die letzten Spuren

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 101

1861 - Münster : Coppenrath
101 der königliche Wagen wegen der vielen im Wege stehenden Karren anhalten. Und augenblicklich springen die Bedienten herunter, um Platz zu machen; während deß schlüpfen mehrere Personen dem Wagen vorbei. Da steigt ein Mörder rasch auf das Hintere Rad, biegt sich in den Wagen hinein und versetzt dem Könige, der eben seinem Nachbar etwas in's Ohr sagt, mit einem langen scharfen Messer zwei Stiche schnell nach einander in die Brust. „Ich bin verwundet!" ruft Heinrich zusammen fahrend beim ersten Stiche; beim zweiten stürzen schon Stralen von Blut aus dem Munde. Weinend ruft ihm einer seiner Begleiter zu: „Sire, denken Sie an Gott!" Da faltet der König die Hände, richtet sein brechendes Auge gen Himmel und stirbt mit einem tiefen Seufzer. Bei der ersten großen Bestürzung, die sich Aller bemäch- tigte, hätte der Mörder wohl entfliehen können; allein er blieb, das blutige Messer in der Hand, ruhig neben dem Wagen stehen, als habe er eine schöne That vollführt. Man nahm ihn fest, während der Wagen mit der thcuern Leiche langsam nach dem Schlosse zurückfuhr. Bei dem Verhöre ergab sich, daß der Mörder Franz Navaillac hieß, früher Barfüßer- mönch gewesen, aber wegen seines schlechten Lebens und wegen wiederholter Anfälle von Verrücktheit außgestoßen war. Als Grund seiner That gab er an, weil er den König für einen Tyrannen und Feind der katholischen Religion halte. Man spannte den Mörder auf die Folter, damit er seine Mitschul- digen entdecke; allein er behauptete standhaft, keine zu haben, und zeigte bei den grausamsten Martern die größte Gefühl- losigkeit. Dann wurde das Todesurtheil an ihm vollzogen. Ueber eine volle Stunde währten die Qualen, die der Unglück- liche mit beispielloser Geduld, ohne einen Laut von sich zu geben, ertrug. Zuerst haueten ihm die Henker die Hand ab, in der er das Messer gehalten hatte, und begossen den Stumpf mit geschmolzenem Blei und mit Schwefel. Dann zwickte man ihn mit glühenden Zangen und goß wieder in die offenen Wunden

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 164

1861 - Münster : Coppenrath
164 Schlafgemacheö gesprengt, und Deverour stürzte mit seinen Dragonern herein. Der Herzog stand am Fenster, wehrlos, unangekleidet, so wie er vom Lager aufgestanden war. „Bist du der Schelm," brüllte ihn Deverour an, „der das kaiserliche Heer zum Feinde überführen und seiner Majestät die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!" Wallenstein sprach kein Wort, sondern warf einen ernsten, kalten Blick auf den Bösewicht. „Du mußt sterben!" schrie Deverour noch ein- mal. Da bewegte Wallenstein bloß die Lippen, hob die Arme gen Himmel; und in demselben Augenblicke erhielt er mit einer Hellebarde den Todesstoß in die Brust. Der Leichnam wurde in einen Teppich gewickelt und nach der Citadelle gefahren, wo er zu den Leichen der übrigen Ermordeten gelegt wurde. So endete Wallenstein, erst ein und fünfzig Jahre alt, ein Mann, der bei manchen Fehlern, unter denen der Ehrgeiz nicht der geringste war, zu den außerordentlichsten Menschen aller Zei- ten gehört. Die Verschworenen und ihre Helfer theilten sich in seine beträchtliche Baarschaft. Bis zum zweiten Tage blieb der Markt mit Soldaten und geladenen Kanonen besetzt, um des Herzoges Anhänger von jedem Versuche der Rache abzu- schrecken. Aber keiner erhob sich-für ihn; denn nur Sold und Beute hatte die Meisten an seine Fahnen gefesselt. Der Kaiser nahm später die ohne seinen Befehl vollführte That auf sich. 37. Fäuste Periode: Schwedisch-französisch-deutscher Krieg. Schlacht bei Uö'rdlingcn am 17. September 1634. Nach Wallcnstein'ö Tode wurde der Sohn des Kaisers, der König Ferdinand von Ungarn, zum Oberfeldherru er- nannt, und ihm der im Kriege erfahrene Graf Gallas bei- gesellt. Ferdinand war bei dem Heere sehr beliebt und recht- fertigte auch bald das Vertrauen, welches der Kaiser in ihn gesetzt hatte. Mit seinem durch spanische Truppen verstärkten

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1861 - Münster : Coppenrath
187 begleitete ihn. Er wurde durch die lange Gallcrie seines Schlosses, auf der zu beiden Seiten Soldaten standen, nach der in die Mauer eingebrochencn Oeffnung geführt, durch die er auf das Blutgerüst trat. Dieses war schwarz behängen; an dem jenseitigen Ende sah man die beiden verlarvten Scharf- richter, den Block und das Beil, ringsum mehrere Regimen- ter zu Roß und zu Fuß unter Waffen, und so weit das Auge reichte, wogte eine dichte, unzählige Volksmenge. Auch Crom- well war unter den Zuschauern. Er befand sich am Fenster eines gegenüber gelegenen Hauses, auf ein seidenes Polster gestützt. Ruhig und unerschüttert stand der König mitten un- ter den Schrecknissen des nahen Todes. In seinen Zügen lag der heitere Muth, in seiner Haltung die würdevolle Ruhe, die seine königliche Großmutter Maria in der Halle von For- theringhai gezeigt hatte. Er wünschte zu dem Volke zu spre- chen, aber die Schwerter der Soldaten hielten dasselbe zurück. Er konnte deshalb seine Worte nur an die Wenigen richten, die mit ihm auf dem Blutgerüste standen: „Er sterbe unschul- dig an seinem Volke; das Parlament habe zuerst die Rechte der Krone verletzt, indem es den Befehl über das Heer ge- fordert. Aber er habe Allen vergeben, selbst denen, die ihn in den Tod geschickt, und er bitte Gott, er möge es nicht an ihnen heimsuchen, daß er der Märtyrer des Volkes sei." Als er nun den Kopf auf den Block legen wollte, sagte der Bi- schof: „Sire, jetzt bleibt nur noch ein Schritt übrig, er ist beschwerlich und schmerzlich, aber kurz; er entrückt Sie von der Erde in den Himmel, Sie vertauschen eine irdische gegen eine ewige Krone." — „Ja, ich weiß es," antwortete Karl, „ich gehe von einer vergänglichen zu einer unvergänglichen Krone über, dahin, wo kein Kummer mehr wohnt." Dann beugte er seinen Nacken auf den Block und streckte nach kurzer Pause zum Signale die Hände aus. In demselben Augen- blicke fiel das Beil, das Haupt rollte hin, und ein tiefes Stöhnen entwand sich der zuschauenden Menge. Ganz Europa schauderte ob der gräuelvollen That.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 206

1861 - Münster : Coppenrath
206 Zünfte wetteiferten unter einander um den Preis der Tapfer- keit und Ausdauer. Was der Feind den Tag über zerstört hatte, wurde des Nachts, so gut es in der Schnelligkeit mög- lich war, wieder hergestellt. Starhemberg erschöpfte alle Hülfs- mittel der Kunst und des Heldenmuthes. Am 4. September sprengte der Feind eine Hauptmine unter der Burgbastei. Der größte Theil derselben flog mit einem so schrecklichen Gekrache in die Luft, daß die Hauser bebten, die Fenster zersprangen. Und unter dem fürchterlich- sten Allageschrei drangen die Türken, vom Großwesir selbst mit dem Säbel angetrieben, über die zerwühlten Erdhügel und geborstenen Mauertrümmer unter Saub und Dampf und unter den Blitzen des Geschützes, wüthend hervor, um sich der Stadt zu bemächtigen. Die verzweifelte Lage schien den Belagerten mehr als menschliche Kräfte zu geben. Der Graf Starhem- berg flog augenblicklich mit der Besatzung herbei, warf sich mit Ungestüm auf den Feind, der schon zwei Roßschweife als Siegeszeichen auf der Bastei aufgesteckt hatte, und schlug ihn wieder in seine alten Verschanzungen zurück. Allein mit je- dem Tage wuchs die Noth und die Gefahr der Belagerten. Am 6., 7. und 8. wurden wieder neue Minen gesprengt, und das Feuer und die Stürme mit einer Wuth verdoppelt, der die Belagerten doch am Ende hätten unterliegen müssen, wäre der Entsatz nicht so nahe gewesen. Schon hatte Starhem- berg von dem höchsten Thurme der -Stadt, dem St. Stephan, rasch nach einander ganze Garben von Raketen emporsteigen lassen, dem Herzoge Karl anzudeuten, die Stadt liege in den letzten Zügen; da endlich — es war der 11. September, des Abends 5 Uhr — zeigten sich auf den Höhen des Kalenber- ges die ersten befreundeten Truppen, und einige Kanonenschüsse verkündigten die nahe Errettung. Ein Augenblick trug die Freudenpost von Mund zu Mund. Ein Augenblick verwan- delte die allgemeine Verzweiflung in lauten Jubel. Kara Mustapha aber knirschte vor Wuth, warf sich zur Erde, zer-

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 226

1861 - Münster : Coppenrath
226 Czar sein, aber vergönnt mir, daß mein geliebter Bruder Peter mit mir regiere!" Da die Strelitzen nichts dagegen hatten, so mußte auch Sophie es sich vorerst gefallen lassen, daß beide zu Czaren gekrönt wurden. Weil beide noch minderjährig waren, so blieb sie ja doch Negcntin. Zwei Jahre nachher entstand eine neue Empörung der Strelitzen gegen den Czar Peter. Seine Mutter floh mit ihm nach einem festen Kloster in der Nähe von Moskau. Dahin folgten auch die Meuterer. Das Kloster wurde erstürmt, und der junge Czar am Altäre der Kirche, wo die Mutter schützend ihre Arme um ihn schlang, entdeckt. Schon war einer im Be- griffe, ihm den Dolch in's Herz zu stoßen, als ein anderer hcrzuspraug, mit den Worten: „Halt! Bruder, nicht hier am Altäre; er wird uns ja doch nicht entgehen!" Das rettete den Czar; denn eben jetzt erschien Reiterei, und der Haufen der Strelitzen stäubte vor Schrecken auseinander. Ihr früherer Trotz verwandelte sich nun in die äußerste Zaghaftigkeit und Demuth. Der Hof versprach ihnen Verzeihung, wenn sie die Anstifter der Empörung ausliefern würden. Das geschah, und noch mehr. Sie begaben sich, viertausend an der Zahl, in einem langen Zuge nach dem Palaste. Je zwei und drei trugen einen Block, und ein dritter ein Beil. Viele von ihnen erschie- nen mit einem Stricke um den Hals, und ihre Weiber und Kinder gingen weinend vor ihnen her. Vor dem Fenster, wo die Czare standen, hielt der Zug. Hier bekannten sie alle laut ihre Schuld und legten, wie verurthcilte Missethäter, ihre Köpfe auf die Blöcke. Allein nur dreißig der Hauptschuldigen wurden verurtheilt und enthauptet, alle übrigen aber begnadigt. Die Ruhe war wieder hergestellt, und Sophie führte das Sceptcr noch sieben Jahre lang, während der junge Peter in einem kleinen Dorfe, Prcobraschenskoi, in der Nähe von Moskau sich aufhielt und dort den Grund zu seiner zukünftigen Größe legte. Er war ein kräftiger, feuriger Jüngling voll Wißbcgierde und Durst nach Thaten. Sein Liebling war Le Fort, ein Kauf-

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 231

1861 - Münster : Coppenrath
231 Aufenthalte begab er sich durch Holland über Dresden nach Wien. Als er eben im Begriffe war, auch Italien zu besu- chen, erhielt er die Nachricht von einer neuen Empörung der Strelitzen. Ergrimmt eilte er nach Moskau zurück und hielt, da der Aufruhr selbst durch seinen General Gordon bereits gedämpft war, ein furchtbares Gericht. Der größte Verdacht fiel wieder auf seine Schwester Sophie. Da sie aber jede Thcilnahme ableugnete, zog er wüthend sein Schwert und würde sie niedergestoßen haben, hätte sich nicht ein Kammer- mädchen dazwischen geworfen, laut schreiend: „Halt, cs ist deine Schwester!" Bei diesen Worten entfiel dem Czar das Schwert. Er dankte dem Mädchen, daß cs ihn vor einer Blutschuld be- wahrt habe. Er ließ aber, zu einer furchtbaren Warnung, vor ihrem Kloster acht und zwanzig Galgen aufrichten und hundert- fünfzig Schuldige aufhenkcn. Unter diesen wurden drei, welche überführt waren, sie in einer Bittschrift zur Besteigung des Thrones eingeladen zu haben, vor den Fenstern ihrer Zelle, mit der Bittschrift in den Händen, aufgeknüpft. Fast zwei- hundert fielen als Opfer der Empörung; die unruhige Schar der Strelitzen ward ganz aufgehoben. Nicht lange nachher starb Le Fort. Der Tod dieses ed- len Mannes versenkte den Czar in tiefe Trauer. Nun ward Menzikow sein Liebling. Er war der Sohn eines Land- mannes in der Nähe von Moskau, und hatte früher in den Straßen mit Backwerk gehandelt. Le Fort, dessen Aufmerksam- keit er als ein munterer und kluger Bursche auf sich zog, hatte ihn zu seinem Diener angenommen; dann aber, als er aus- gezeichnete Talente verrieth, ihn für den Staatsdienst heran- gebildet. Er nahm ihn mit sich auf Reisen und machte ihn auf alles Wichtige aufmerksam. Dieser neue Günstling des Czar schwang sich von Stufe zu Stufe empor; er wurde in der Folge erster Minister, Feldmarschall und Herzog; fast alle europäischen Höfe beeiferten sich, diesen mächtigen Günstling des russischen Kaisers durch glänzende Ehrenbezeugungen sich geneigt zu machen. Aber eben so tief sank er am Ende wieder.
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